in der Stadtteilzeitung Potsdam West im Januar 2014 erschienen:

 

Es war einmal in Potsdam-West

Es war einmal mitten im Winter und die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel herab … Märchen, die so beginnen, kennt wohl jeder. Wer weiß jedoch, dass es sich hierbei um das Grimmsche Märchen „Schneewittchen“ handelt? Und wer kann den Handlungsverlauf lückenlos vortragen,  mitreißend und greifbar erzählen?

In Potsdam-West sind diese Fragen leicht zu beantworten: Hier erzählt Suse Weisse Märchen und Mythen aus aller Welt. Sie ist Gründerin des ErzählWerks, das unter dem Dach der Scholle 51 arbeitet und im Café „Zweitwohnsitz“ regelmäßig zu  Erzählabenden einlädt. Sie erzählt vor Jung und Alt, in Schulen und Seniorenheimen,  vor überschaubarem Publikum von meist 40 bis 50 Leuten. „So sind die Zuhörer aktiv beteiligt und können emotional und visuell einbezogen werden“, sagt Suse Weisse.

Geboren in Wolfsburg, aufgewachsen in Ostfriesland, seit 1983 Berlinerin, lebt sie seit 2001 in unserem Stadtteil und fühlt sich hier angekommen,  umgeben von guter Nachbarschaft in einem lebendigen Kiez. Die Diplompsychologin und Theaterpädagogin ist außerdem Regisseurin, Spielerin und Dozentin. Das Erzählen wurde nicht nur zur Hauptaufgabe, sondern macht die Storytellerin glücklich.

Dass die Geschichten zu ihr sprechen, wie sie sagt, spürt man, wenn man sie sieht und hört. Ihre lebendige Mimik, klare Körperlichkeit und kraftvolle Stimme machen Geschichten fühlbar, nehmen den Zuhörer mit auf eine Reise durch einen Kosmos aus Liebe und Glück, aber auch Leid und Not. Wenn die Erzählerin ihr Köfferchen gefüllt mit wundersamen Begebenheiten öffnet, wird es still im Raum, sind Blicke gebannt. Der geneigte Zuhörer taucht ein in die Welt großer Helden, böser Hexen, mutiger Ritter und schöner Prinzessinnen. Hier kann er sich ganz seiner Phantasie hingeben und  märchenhaft berauschen lassen.  

Eine Geschichte ist für die gebürtige Ostfriesin dann gut, wenn sie sich in mindestens einem Punkt tief berührt fühlt. „Dabei bedarf es keines großen Handlungsbogens, wohl aber einer guten Spannung. Der Zuhörer soll sich eingeladen fühlen, Empathie zu empfinden“, sagt Suse Weisse. „Wenn jemand zu mir nach einem Erzählabend sagt: Ich habe gerade 2 Stunden lang an nichts anderes gedacht als Ihre Geschichten, ist das der schönste Beifall“, erzählt die eloquente Frau strahlend. Klare, einfache, manchmal auch  brüskierende Märchen liegen ihr nah. Das alles findet sich in ihrem Lieblingsmärchen „Von dem Machandelboom“ wieder.

Ihre Programme sind vielversprechend: „Russische Schokolade“ und „Viel weiß, viel Schnee und kalte Nacht“ seien nur beispielhaft genannt. Erzählt wird auf deutsch, englisch, spanisch und plattdeutsch. Wer seine „geschichtlichen“ Gedächtnislücken füllen  oder sich von lebendiger Erzählkultur einfach nur entschleunigen lassen möchte, kann die charismatische Frau buchen oder das ErzählWerk besuchen.